Die erschöpfte Gesellschaft

16.01.2014 // Junior-Uni // Wuppertal

Die Deutschen, ein Volk mit Rhythmusstörungen

Bei seiner Begrüßung im großen Hörsaal der blauen Etage dankte Club-Präsident Erich Giese dem Gastgeber Prof. Ziegler, der sich freute, unter den Clubmitgliedern zahlreiche Gesichter wiederzusehen, die ihn bei der Verwirklichung „seines“ Projekts mit Ideen, Engagement und natürlich mit finanziellen Mitteln so tatkräftig unterstützt haben und dies auch weiterhin tun.

Silke Asbeck präsentierte das neue Jahresprogramm, das sich mit dem Thema „Neue Kommunikation“ befassen wird. Als ersten Vortragenden in der Reihe stellte sie Stephan Grünewald vor. Der Psychologe und Bestseller-Autor ist Mitbegründer des Kölner rheingold Instituts, das auf Basis der morphologischen Psychologie Marktforschung betreibt. An diesem Abend sprach Grünewald, angelehnt an den Titel seines letzten Buches, über „Die erschöpfte Gesellschaft“ und „Warum Deutschland neu träumen muss“. Denn nach den letzten Krisen gehe die Angst vor dem „schwarzen Loch“ um. Es gelte, den Status quo, wenn nicht zu verbessern, so zumindest mit allen Mitteln zu halten. Die Arbeitsprozesse würden immer enger, das eigene Hamsterrad müsse immer schneller laufen. Merkwürdigerweise jedoch begehre niemand gegen diesen Zustand der Überbetriebsamkeit auf. Vielmehr mache sich ein Erschöpfungsstolz breit: je kaputter der Mensch am Abend sei, je besser müsse der Tag gewesen sein. Und mehr noch: man tritt mit diesem Gefühl in Konkurrenz mit anderen. Denn nur dem Erschöpftesten, so Grünewald, winke am Ende die Tapferkeitsmedaille des Burnout, die weniger Mitleid als vielmehr Anerkennung bei den Konkurrenten hervorrufe. Das aber könne das Ziel nicht sein.

Grünewald forderte dazu auf, nicht dem Diktat der ständigen Verfügbarkeit zu folgen, den Betriebsmodus, der sogar unser Freizeitverhalten bestimmt, zurückzufahren, seinen Gedanken einfach nachhängen zu können, den Mut zum Träumen zu finden und den schöpferischen Müßiggang wiederzuentdecken. Dass er damit den Nerv seiner Zuhörer traf, zeigten der Applaus und die vielen Diskussionsbeiträge im Anschluss.

Referent(en)

Stephan Grünewald: rheingold Institut.